Was sollte man beim Gebrauchtkauf beachten?

Meiner Erfahrung zufolge ist ein Plattenspieler, der optisch in Ordnung ist und gepflegt aussieht, auch technisch in weitgehend einwandfreiem Zustand. Trotzdem kann eine Funktionsprüfung natürlich nicht schaden bzw. man sollte sich vom Verkäufer schriftlich die volle Funktionsfähigkeit zusichern lassen. Bei hochwertigen Plattenspielern sollte man generell vom Postversand absehen und ggf. lieber noch etwas länger auf eine Kaufgelegenheit in der Nähe warten oder aber eine weitere Anreise zur Selbstabholung ins Auge fassen. Einen TD 126 zum Beispiel würde ich definitiv NICHT verschicken, es sei denn, die Originalverpackung ist noch vollständig vorhanden (was aber eher selten ist – ich habe die OVP eines Thorens TD 124 Mk. II von 1967 und werde die hüten wie meinen Augapfel ;-)).

Außerdem ist natürlich die Selbstabholung DIE Gelegenheit, sich vom Zustand und der Funktionsfähigkeit des Objektes der Begierde zu überzeugen – und ein seriöser Verkäufer sollte daran auch nichts anzusetzen haben. Das Laufwerk sollte in angemessener Zeit seine Sollgeschwindigkeiten erreichen und auch konstant halten, der Plattenteller sollte natürlich nicht „eiern“. Die Schalter sollten funktionieren, evtl. Schalter- oder auch Stroboskop-Beleuchtungen ebenfalls. Der Tonarm sollte spielfrei und unbehindert laufen, alle Gewichte sollten vorhanden sein. Die Haube (wenn vorhanden) wird meist nicht mehr wie neu aussehen, sollte aber keine Sprünge haben. Wichtig : erst ab ungefähr 1986 kamen Thorens-eigene Tonarme zum Einsatz, bei denen keine speziellen Feingewinde-Schräubchen mehr erforderlich waren. Um in den Headshells z. B. der Tonarme TP 11, TP 16 (bis Version Mk. III) oder TP 30 ein System zu befestigen, sind diese speziellen Schräubchen UNBEDINGT erforderlich, da die normalerweise bei neuen Systemen mitgelieferten Standardschrauben NICHT passen. Bei den Wechsel-Armrohren TP 62, TP 63 und TP 70 sind die Griffstücke aus Metall mit den Gewinden für die Befestigungsschrauben ausgestattet, ohne diese Teile kann man also KEIN System montieren!

Generell sollte man bei riemengetriebenen Laufwerken den Antriebsriemen wechseln, bei mitgelieferten Systemen ggf. auch die Abtastnadel (wenn MM). Ein paar Worte noch zur Verpackung, wenn ein Plattenspieler doch einmal per Postweg auf die Reise gebracht werden muss und keine OVP zur Verfügung steht : das Paket muss so dimensioniert sein, dass an allen vier Seiten und auch unter und über dem Plattenspieler genügend Polstermaterial Platz findet – am besten ist die Version „gepolstertes Paket in zweitem, ebenfalls gepolstertem Paket“. Der Plattenteller muss abgenommen werden, er sollte seinen Platz unter dem Laufwerk finden. Evtl. vorhandene Sicherungsschrauben müssen angezogen werden. Der Subteller sollte mit Klebeband gesichert werden. Die Haube wird gepolstert und lose aufgelegt, nicht in die Scharniere eingesteckt. Vom Tonarm sind die Gewichte zu entfernen, auch das System sollte ggf. extra verpackt werden, der Arm selbst sollte mit Gummiband o. ä. in seiner Halterung fixiert werden (ein nachträglich montierter Arm solte ganz abgenommen und ebenfalls extra verpackt werden. Ggf. lieber Porto für zwei Pakete zahlen als einen defekten Plattenspieler oder verbogenen Tonarm erhalten.

Und teilen Sie dem Verkäufer/Versender diese Anweisungen mit und lassen Sie sich den Erhalt der Anweisungen auch bestätigen – der Versender ist im Fall von mangelhafter Verpackung für Transportschäden verantwortlich (wird ggf. durch den Zustelldienst festgestellt und bearbeitet). Es ist also in seinem eigenen Interesse, dass er den Plattenspieler sicher und gut verpackt. Und wer das weiß, der handelt meist auch entsprechend.