Welchen Thorens kaufen?

Die Nachfrage steigt – gebrauchte Thorens-Plattenspieler werden teurer.

Allerdings treibt der Hype teilweise schon besondere Blüten. Da werden 190 Euro für einen TD 280 gezahlt, nur weil er den Zusatz „Exklusiv“ trägt und von seinem Verkäufer mit weiteren blumigen Umschreibungen als „Highend-Laufwerk“ angepriesen wird, während ein mit nur wenigen Worten (die aber alles sagen) korrekt beschriebener TD 145 Mk. II für gerade mal 125 Euro den Besitzer wechselt – verkehrte Welt.

Aufklärung tut Not, deshalb hier der Versuch eines Einkaufsführers (beachten Sie bitte auch meine Ausführungen zum Thema „Was sollte man beim Gebrauchtkauf beachten?“ ganz unten).

>>> Achtung – streng subjektiv!


Inhaltsverzeichnis

TD 104 / 105

Einsteigerklasse mit viel Plastik, nichts Tolles, das Beste ist noch der Tonarm, denn am TP 22 ist ein TP 63 Armrohr dran, den man auch an allen Laufwerken mit TP 16 II bzw. III verwenden kann. Für mein Geld würde ich aber lieber einen Dual 601 oder einen Telefunken STS 1 / CS 20 nehmen.

TD 110 / 115

Solide Subchassisplayer, interessante Optik und Technik, Tonarm TP 30 ebenfalls mit Wechsel-Armrohren (TP 70), diese sind aber nicht kompatibel mit TP 62/63. Empfehlenswert, m. E. leider oft unterbewertet; kann sogar mit einem hochwertigen Thorens-eigenen MC ausgerüstet werden (TMC 70).

TD 124 / 124 Mk. II

DER Studioklassiker. Meiner Ansicht nach der beste Thorens überhaupt (ich selbst habe vier davon ;-)). Es gibt ihn als reines Laufwerk (oft ohne Zarge), mit Thorens-eigenen Tonarmen, aber auch mit SME, Ortofon und anderen Armen, nicht selten mit 12-Zöllern. Der 124 Mk. II ist m. E. das bessere Laufwerk, auf Grund der verbesserten Motoraufhängung. Selten mit Papst-Außenläufer, sehr selten mit nichtmagnetischem Aluteller. Wichtig : der leichte Aluminium-Teller sollte vorhanden und nicht verzogen sein – nur so funktioniert die geniale Start-Stopp-„Automatik“ zum Plattenwechsel ohne Ausschalten des Laufwerks. Braucht u. U. ein wenig Aufmerksamkeit und Wartung – das Öl im Motor kann z. B. verharzt sein, dadurch dreht der Motor nur langsam oder gar nicht -, ist aber alles kein Hexenwerk. Gesucht und garantiert nicht billig, aber jeden Cent wert – definitiv.

TD 125 / 126 / 127 / 226

Hervorragende Laufwerke mit exzellenten Klangeigenschaften. Ausstattung mit verschiedenen Tonarmen (TD 126 Mk. III / 226). Wer die Thorens-Tonarme nicht mag und ans Aufrüsten mit einem anderen Tonarm denkt, sollte im Falle des TD 126 lieber von vorne herein auf eine Gelegenheit mit werksseitig montiertem „Fremd-Arm“ (z. B. EMT oder SME) warten, um die Automatik-Funktionen auch nutzen zu können. Natürlich können auch 126er-Laufwerke mit TP 16 nachträglich auf andere Tonarme umgerüstet werden, ein Erhalt der Automatik-Funktionen kann dann aber unverhältnismäßig teuer werden. Allerdings würde ich persönlich einen TP 16 III mit EMT-basiertem TMC 63 (kann man heute noch bei EMT aufarbeiten lassen) jederzeit einem SME 3009 Improved oder Series III mit High-Compliance-Magnetsystem vorziehen. Die Modelle TD 125 LB (große Zarge für 12-Zoll-Arme), TD 127 und TD 226 sind gesuchte Sammlerstücke und leider entsprechend teuer.

TD 145 bis 166

Die „Volks“-Thorense sozusagen. Gibt es mit und ohne Endabschaltung, mit Kunststoff- oder Metall-Subteller, mit 7 oder 10 mm Lagern, mit verschiedenen Tonarmen und in unterschiedlichen Zargen. Eine sichere Bank, hervorragende Laufwerke mit hohem Tuningpotential. Persönlich würde ich die Modelle ab Mk. II mit TP 16 II, III oder IV vorziehen. Mit der oben bereits erwähnten Arm-System-Kombi TP 16 II/III + TMC 63 ein Killer-Laufwerk zu moderatem Preis.

TD 150

Ein wundervolles kleines Laufwerk mit hohem Potential. Den Tonarm (TP 13 oder TP 13A) würde ich wieder verkaufen und stattdessen einen SME einbauen (ein Tonarmbrettchen macht nicht viel Arbeit). Meist recht günstig zu haben, und manchmal bekommt man für den Tonarm – wenn er in gutem Zustand ist – im Einzelverkauf den Kaufpreis des gesamten Plattenspielern wieder herein.

TD 170 / 180 / 190

No comment, vergessen Sie diese Dinger besser. Wobei es einen Ur-170 gibt, der ein Bruder des TD 150 ist – für den gilt natürlich das für den 150er Gesagte.

TD 280 / 290

Laufwerke ohne Subchassis. Solide Einsteiger-Plattenspieler, fast in der 110/115er-Klasse. Ich würde hier aber eher einen Dual 721 oder 731 Q nehmen.

TD 316 bis 325

Sehr gute Laufwerke mit Blattfeder-Subchassis. Verschiedene Zargenausführungen, verschiedene Tonarme, Subteller mal aus Kunststoff, mal aus Metall. Wie die 14x/16x-Reihe ist auch die Dreier-Reihe eine hervorragende Wahl. Die besten Tonarme sind auf den 320ern zu finden, der 325 ist sehr selten, der 321 kam serienmäßig ohne Arm.

TD 520 / 521

Die Technik der Dreier in Zargen für 12-Zöller. Hervorragend. Der 521 kam wie der 321 serienmäßig ohne Tonarm.

TD 524 / 535 / 738

Die Direkttriebler. Selten und meist recht teuer, aber bestimmt sehr sehr gut. Die über 3000 Euro, die von einem bestimmten Internet-Versandhändler für den 738 verlangt werden, sind aber lächerlich!

TD 2001 / 3001

Ebenfalls Dreier-Technik in hochwertigen Zargen, serienmäßig mit dem sehr guten Tonarm TP 90. Den 3001 gibt es auch als BC (Laufwerk ohne Tonarm). Mit diesen Modellen kann man nichts verkehrt machen.

Sondermodelle

Der Jubilee ist ein veredelter TD 147, der Centennial ein veredelter TD 126 (mit TP 16 III oder SME 3010 R bestückt). Beim Concrete steckt die Technik der Dreier-Reihe in einem Designergehäuse aus Beton, beim Phantasie oder dem durchsichtigen 520 in glasklarem Acryl. Im Ambiance steckt ebenfalls Dreier-Technik, gepaart mit ein paar mehr Schmankerln, u. a. einer tollen Zarge und einem sehr hochwertigen SME-Arm. Prestige und Reference – da ist wohl jeder Kommentar überflüssig. Durchweg sehr empfehlenswerte Plattenspieler, aber sie sind halt wegen ihrer Exklusivität deutlich teurer als die “normalen” Modelle.